Montag, 15. Januar 2018

Hannah - Unser Sternenkind

Heute möchte ich euch jemanden vorstellen, den die wenigsten von euch kennen.

HANNAH - UNSER STERNENKIND




Es ist nicht einfach für mich, euch von ihr zu erzählen. Es fällt mir immer noch schwer von ihr zu erzählen, weil es einfach im Herzen schmerzt. Aber sie gehört zu meinem Leben, und ich möchte, dass auch ihr sie nun ein bisschen kennenlernt.

Alles fing im Jahre 2010 an....
Silvester von 2009 auf 2010 machte mir mein Mann um Mitternacht einen völlig unerwarteten Heiratsantrag. Wir waren bis da knapp 3 Jahre fest zusammen. Und auf einmal waren wir verlobt :-) Ich sagte natürlich JA :-)
Ganz schnell haben wir UNSER Datum gefunden. Es sollte der Frühlingsanfang sein....20.03.2010
Ein Samstag....unser Glück.....unser Standesamt in Marl machte auch hin und wieder Samstags-Trauungen. Jetzt nicht im Standesamt selber, wodrüber ich auch gar nicht traurig war, weil es wirklich nicht schön ist, sondern in einem Hotel-Restaurant mit altem Charme eines Fachwerkhauses.
Auch der der Termin für die Kirchliche Trauung stand schnell fest, der 07.08.2010
Dann kam der besagte 20.03.2010

Ein wirklich toller Tag für uns, und wir haben einen tollen Tag mit unserer Familie gefeiert, auch wenn es noch recht frisch war zu dieser Jahreszeit.


Dann wurde es April....4 Wochen nach der Hochzeit ging es in einen Brautladen um mir MEIN Hochzeitskleid zu kaufen :-)
Ein paar Wochen nach der Hochzeit war mir morgens so komisch, ich machte dann mal wieder einen Schwangerschaftstest, ich muss dazu sagen, bis dato haben wir schon ein Jahr lang "geübt" ein Baby zu bekommen....sollte sich jetzt unser Traum verwirklichen? Und was soll ich euch sagen :-) 2 Striche, POSITIV :-) Ich konnte es nicht glauben. Kaum verheiratet, da kündigt sich unser Wunschkind an :-)
Da ich ja gerade erst MEIN Kleid gekauft hatte, habe ich erstmal anrufen müssen, ob ich es auch anziehen könnte, wenn da schon ein bißchen Babybauch zu sehen ist, wäre dann in der 15. Woche....wäre kein Problem wurde mir gesagt, es ist eines zum Schnüren, das bekommen wir schon hin. Und so war es wirklich :-) Der Termin zur letzten Anprobe kam, und ich passte immer noch in mein Kleid :-)

Kurz nachdem ich erfahren hatte dass ich schwanger war, habe ich meinen Mann damit überrascht, eine kleine Schachtel mit dem Schwangerschaftstest habe ich vorbereitet, schön mit einer Schleife dekoriert....abends habe ich sie dann meinem Mann als Geschenk übergeben :-) Er machte die Schachtel auf und schaute mich nur an, und fragte ernsthaft: Warum schenkst du mir einen Kugelschreiber? Ich zu ihm: Schau doch mal genauer hin, und erst beim zweiten Blick erkannte er, was es nun tatsächlich war :-) Auch seine Freude war riesig :-)

Kurz danach brach er sich sein Fußgelenk, letzte Stufe einer Treppe war er umgeknickt, er musste ins Krankenhaus und operiert werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich den ersten Arzttermin. Leider konnte er nicht dahin mit. Ich dann nach dem Termin sofort in die Klinik und zeigte ihm das erste Foto unseres Babys. Ich habe sogar das Herzchen schon schlagen sehen dürfen :-)
Uns standen die Tränen in den Augen.

Dann kam der große Tag der Hochzeit, zum Glück lies die Morgenübelkeit langsam nach, und ich konnte den großen Tag so richtig genießen. Da wir einen riesengroßes Grundstück haben, mussten wir auch keine Location mieten, sondern haben bei uns zu Hause gefeiert, schließlich war es auch auch Sommer, und so sprach auch nichts dagegen :-)

Mein Papa führte mich in die Kirche :-) 



                                 Der Fotograf hat auch ganz tolle Bilder von uns gemacht :-)


Wir waren beide sehr glücklich, wir waren verheiratet, unser Wunschkind war unterwegs, was sollte uns passieren.....

Die Untersuchungen waren bis dato immer Ok. Das einzige was auffiel, war das ich etwas zu viel Fruchtwasser hatte, aber meine Ärztin nahm mir meine Angst, es sind keinerlei Auffälligkeiten beim Kind. Ich musste dann zum Diabetestest. Dort kam dann dabei heraus, dass ich eine Schwangerschaftsdiabetes habe. Die ich aber mit einer Ernährungsumstellung gut in den Griff bekam, ich durfte einfach nur nicht zu viele Kohlenhydrate und Fruchtzucker zu mir nehmen, aber sonst in nichts einschränken.
Auch beim großen Organscreening wurde nichts auffälliges festgestellt, außer das mit dem Fruchtwasser, aber sonst keinerlei "Fehlbildung" des Babys. Das Geschlecht wollten wir nicht wissen, wir wollten uns bis zur Geburt überraschen lassen :-) 

Dann kam die 33. Schwangerschaftswoche....
Nicht mehr lange und wir dürfen unser Baby in Armen halten, so dachten wir :-( 

Ich hatte eine Überweisung ins Krankenhaus bekommen, weil sich immer mehr Fruchtwasser ansammelte, und meine Ärztin es einfach nochmal kontrollieren lassen wollte. Ich rief im Krankenhaus an, und bekam den 27.11.2010 als Vorstellungstermin, ein Samstag....mein Mann war den Abend vorher noch auf Weihnachtsfeier, kam aber relativ früh wieder nach Hause, da wir ja den nächsten Tag ins Krankenhaus sollten.
Dort angekommen, wurde ich erstmal an CTG angeschlossen, keinerlei Auffälligkeiten, dann wurde eine Routineuntersuchung gemacht, dort dann der Schock, ich verlor Fruchtwasser, ohne es zu merken :-( 
Wie lange schon, konnte keiner sagen, denn der Termin bei meiner Ärztin war ja schon ein paar Tage her, und da war noch alles in Ordnung.
Ich bekam sofort einen Zugang für ein Antibiotikum, und uns wurde gesagt, heute wird das Baby noch geholt, weil sie halt nicht wussten, wie lange ich das Fruchtwasser schon verlor. Dafür sollte ich noch mal per Ultraschall vom Oberarzt untersucht werden, ob auch mit dem Baby noch alles Ok ist. 

Was waren wir aufgeregt, in ein paar Augenblicken sollten wir Eltern sein. Wir hatten auch keine Angst, weil wir unserer Meinung in einer tollen Klinik waren, mit einer Neonatologie.
Dann kam die alles entscheidende Untersuchung. Er schaute und schaute, sagte er müsse noch jemanden dazuholen, um uns dann etwas erklären zu müssen :-(
Uns ging das Herz, dass kann sich niemand vorstellen. Sollte etwas doch nicht mit unserem Baby in Ordnung sein? Wo es doch immer hieß, keine Sorge, es ist alles in bester Ordnung....
Dann kam sein Kollege hinzu, und sie schauten zusammen auf das Ultraschallgerät, und dann der Schock....Ihr Baby hat einen sehr schweren Herzfehler. Wie schwer er sein wird, könnten sie aber erst sagen, wenn das Baby da ist, und sie es ausgiebig untersuchen konnten :-( Wir mussten beide weinen.
Es wurde dann noch einmal geschaut ob Junge oder Mädchen, aber das Baby wollte es nicht Preisgeben, wir sollten, wie wir es geplant hatten, bis zur Geburt warten....

Ich wurde dann für den Kaiserschnitt vorbereitet. Leider durfte mein Mann nicht mit hinein, weil sie es wohl in diesem Krankenhaus so machten, wenn es eine Frühgeburt ist, darf eine Begleitperson nicht mit hinzu. Ich war noch fertiger mit den Nerven. Ich kann mich auch nicht mehr recht an die Kaiserschnittgeburt erinnern, ich weiß nicht mehr ob mein Baby geschrien hat, ob sie mir die Kleine kurz gezeigt haben, alles weg :-(  
Sie kam am 27.11.2010 um 20.48 Uhr mit 1990g und 42cm auf die Welt

Dann kam das lange warten, über eine Stunde hat es gedauert, bis endlich ein Arzt kam und uns alles erklärte. 
Unsere Maus hat eine kritische Aortenklappenstenose hieß es. Uns wurde alles sehr deutlich erklärt was falsch gewachsen war, was operativ korrigiert werden müsse....über sehr lange Zeit würde sie immer wieder operiert werden müssen. Auf uns käme eine sehr harte Zeit zu...
Wie hart diese Zeit werden würde, darauf konnte uns keiner Vorbereiten :-( 

Hannah musste sofort verlegt werden nach St. Augustin bei Bonn in eine spezielle Kinderherzklinik, wo sie ihr sehr viel mehr helfen können.
Mit dem Babykrankenwagen wurde sie dort hingefahren, mein Mann ließ mich dann alleine, um hinterher zu fahren. Leider bekamen wir die kleine Maus vor ihrer Abfahrt nicht mehr zu sehen, wir hatten nur ein Foto von ihr, kurz vor ihrer Abfahrt im Inkubator mit vielen Schläuchen und Kabeln. Es war Herzzerreißend.
Alle Träume geplatzt wie eine Seifenblase

Ich hier im Krankenhaus, mein Kind 120km von mir entfernt. Nichts ist schlimmer :-( 
Nach 5 Tagen hielt ich es nicht mehr aus, ich habe mich für einen Tag selbst entlassen, um endlich zu meinem Kind zu können. Mein Mann und ich sind dann nach St. Augustin. Dort angekommen, wurden wir ganz lieb entgegengenommen und zu unserem Kind gebracht. Vor der Zimmertüre blieb ich stehen, ich konnte den Raum nicht betreten, wie in eine Art Schockstarre stand ich da und weinte. Schnell kam ein Pfleger und stütze mich, ich musste mich erstmal auf den Flur setzen und mich wieder sammeln. Nur sehr langsam nahm ich dann neuen Mut zusammen, und dann klappte es, ich konnte meiner Maus die Hand halten. Ich weiß nicht ob sie es mitbekommen hat, sie haben sie schlafen gelegt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon ihre erste OP hinter sich :-(  Es wurde ihr ein Stand gesetzt.

Ich blieb den ganzen Tag bei ihr und konnte am Abend nur schweren Herzens wieder fahren, aber ich musste ja wieder in meine Klinik....
2 Tage später wurde ich dann selbst entlassen, leider zu später Stunde, um noch zu Hannah zu fahren. Wir wollten dann am nächsten Tag ganz früh losfahren....aber wieder mal kam es anders als geplant. Spät abends bekamen wir einen Anruf von der Klinik, sie müssten Hannah Notoperieren, da sie einen Riss im Darm hätte, die erste Komplikation von vielen, aber das wussten wir noch nicht zu diesem Zeitpunkt. Wir allen bescheid gesagt, und los ging es mit riesengroßer Sorgen um unser Kind. Die OP dauerte 3 Stunden, wir haben in einem Elternzimmer warten dürfen. Wie sie auf Station kam, durften wir sofort zu ihr hin. Sie sah so klein und zerbrechlich aus.

Als wir sahen dass es ihr gut ging, fuhren wir nach Hause, um ein wenig zu schlafen. Am nächsten Tag fuhren wir direkt wieder hin, diesmal mit gepackter Tasche für mich, weil ich endlich dort bleiben wollte. Es gab tatsächlich noch ein Bett für mich auf der Elternstation. So konnte ich von morgens bis abends bei meiner Maus sein und bleiben. 

Ein paar Tage später wurde die nächste OP angesetzt, es sollte die Arterienverbindung zur Lunge korrigiert werden. Auch diese OP hat sie prima gemeistert. Ich war jeden Tag stolzer auf meine Maus, wie tapfer sie dies alles wegpackte. Was den Ärzten aber langsam Bedenken machte, war, dass sie Wasser in ihrem Körper ansammelte, die Nieren schienen nicht richtig zu arbeiten. Ihr wurde in einer weiteren OP eine Bauchdrainage gelegt, dass das Wasser aus ihrem Körper kam, sie war schon richtig aufgedunsen davon. Stunden später merkte man schon, dass die Drainage genau das machte, was sie sollte, meine Maus wurde wieder schmaler. 

Tage später die nächste Hiobsbotschaft, sie hatte über Nacht eine Hirnblutung bekommen, nur eine leichte, aber sie war da, und die Ärzte konnten nicht sagen, ob dies Nachwirkungen in ihrer Entwicklung haben könnte oder nicht, dass müsse man dann sehen. 
Dann wurde eine Katheteruntsuchung angesetzt, um ins Herz zu schauen, wie dies korrigiert werden könnte, weil ihr ja quasi eine Herzklappe fehlte, es blieb immer mehr Blut in der linken Herzkammer zurück, sie war schon stark vergrößert, es wurde also Zeit. Die Untersuchung lief ganz gut, nur zur OP sollte es nicht mehr kommen :-( 

Ich verabschiedete mich abends am 17.12.2010 von ihr, die Ärzte haben die Sedierung mittlerweile herabgesenkt, sie hob die Hand zur Faust, als ob sie mir sagen würde, ich kämpfe Mama. Am nächsten Tag sollte sie auch wieder etwas Muttermilch über ihre Sonde bekommen, aber es kam wieder mal ganz anders als geplant :-( 
Als ich morgens nach dem Frühstück bei ihr ankam, es war kurz nach 11 Uhr, (ab 11 Uhr war erst Besuchszeit, woher waren Untersuchungen angesetzt bei den Kindern)  kam schon eine Schwester ganz aufgeregt auf mich zu gelaufen, sie hätten mich nicht erreichen können, mein Mann wäre schon benachrichtigt und auf dem Weg ins Krankenhaus. Es sähe nicht gut aus bei Hannah, sie liege im Sterben :-( 
Im Sterben? Aber gestern abend sah doch alles super aus, sie sollte wieder was zu essen bekommen, was ist passiert? Ich habe es nicht begriffen...nicht begreifen wollen? 
Der Arzt kam hinzu, und erklärte mir, dass die Organe anfangen zu versagen, die Nieren haben schon nicht mehr gearbeitet. Sie würden die Medikamentendosis noch so hoch einstellen, dass sie es noch schaffen könnte, bis mein Mann da wäre.
Ich fing an zu weinen. Ich stand an ihrem Bettchen und konnte es nicht verstehen. Mein Kind, es wird sterben?! Nein das kann nicht sein. Ich sprach mit ihr, hielt ihr die Hand, und plötzlich, sie hat es vorher noch nie getan, sie öffnete ihr rechtes Auge, und schaute mich an....Es war das größte Geschenk was sie mir noch machen konnte.
Ich wurde gefragt, ob ich sie in den Arm nehmen möchte, ich wollte zuerst nicht, weil ich immer noch geglaubt habe dass alles wieder gut wird. Dann kam der Krankenhauspastor hinzu, ich wollte ihn nicht haben, mein Kind sollte weiter leben, nicht wieder von mir gehen. Ich wurde noch einmal gefragt, ob ich sie in den Arm nehmen möchte, diesmal wollte ich. Ich setzte mich und sie wurde mir in den Arm gelegt. Dort schlief dann leise und friedlich für immer ein
Am 18.12.2010 um 12.40 Uhr (genau 3 Wochen nach ihrer Geburt)
Mein Mann kam leider 5 Minuten zu spät :-( 
Ich habe unsere Maus alleine auf die Welt gebracht, und musste sie alleine wieder ziehen lassen...

Am 23.12.2010 war die Beerdigung, ich kann mich nur schemenhaft dran erinnern :-( Es ging alles an mir vorbei

Der Gang zum Friedhof ist immer noch sehr schwer, aber wir versuchen es ihr immer wieder schön bunt zu machen...
Hier mal ein Foto zur Osterzeit....


Jetzt haben wir allerdings das bunte Schredderholz weggemacht und blühende Bodendecker Drumherum gepflanzt....ich bin jetzt aufs Frühjahr gespannt, wie bunt es wird :-) 

Letzten Sommer wäre unsere Maus in die Schule gekommen....


Die Zeit rennt so schnell :-( 

Ich habe wirklich hin und her überlegt, mich euch hier zu öffnen, und ich bin überzeugter denn je, dass ich das Richtige hier mache, und euch von meinem 3. (1.) Kind erzähle




4 Kommentare:

  1. Hallo, das ist sehr mutig von dir deinen Lesern davon zu erzählen. Traurig. Auch wenn man es liest und ahnt wie es dir ging und immernoch geht kann man nicht wirklich fühlen wie schlimm es ist.
    Das Grab sieht sehr schön aus. Ich finde es gut offen mit der Trauer umzugehen. Alles liebe Claudia

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  2. Mir zerreißt es das Herz. Ich kann mir nichts schlimmeres vorstellen! Ich finde es so schön wie ihr euch um das Grab kümmert, mit der Schultüte z.B. Ich wünsche dir alles, alles Liebe.
    Liebe Grüße, Anjanka von glamourgirl.eu

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  3. Liebe Nicole,
    Ich bin gerade über irgendeine Facebook Seite auf deinen Blog gestoßen. Dein Artikel rührt mich sehr und ich musste einige Tranchen vergießen. Es tut mir sehr leid, dass ihr einen solch schmerzlichen Verlust erleiden musstet! Genauso kann denke ich jeder verstehen, dass es auch nach einiger Zeit immer schmerzlich ist von einem solchen Verlust zu erzählen. Das wird es leider immer bleiben.
    Ich muss sagen ein Lächeln kam wieder auf meine Lippen als ich die schönen bunten Grabbilder gesehen habe. Ihr macht es eurer Maus wirklich hübsch an ihrer Ruhestätte und ich bin sicher sie blickt immer auf ihre Eltern hinab die sich noch immer so liebevoll um sie kümmern!

    Ganz liebe Grüße aus der Nachbarstadt Herten,
    Svenja von Reviermädchen <3

    www.reviermädchen.de

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  4. Das ist etwas ganz ganz schlimmes das tut mir so unendlich leid ich kann es leider nur ein wenig nachempfinden da ich meine Schwangerschaft abbrechen musste aus gesundheitlichen Gründen aber sowas muss der Tod sein ich wünsche dir von Herzen alles Liebe und alles Gute viel Kraft

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